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Warum Ehrenamt in der Kirche?

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Ohne ehrenamtliches Engagement kann weder unsere Gesellschaft noch unsere Kirche bestehen. Für uns als evangelische Kirche ist das gemeinsame Tun von Haupt- und Ehrenamtlichen sogar grundlegend, denn nach reformatorischem Verständnis sind die Begabungen und Befähigungen gleichrangig und gleichwertig. Jede und jeder, egal ob ehrenamtlich oder beruflich, wirkt mit an der Gestaltung unserer Kirche.

Die ehrenamtliche Mitarbeit in der Kirche macht Freude und stiftet Sinn. Es ist überaus erfüllend, Glaube, Liebe und Hoffnung in der Gemeinschaft lebendig werden zu lassen. Wenn Ehrenamtliche in der Kirche aus Glaubensüberzeugung eine Aufgabe übernehmen, dienen sie Gott und den Menschen. 

Von Anfang an ...

Kirche ist ohne ehrenamtliches Engagement gar nicht denkbar. Manche sagen, die Jüngerinnen und Jünger seien die ersten Ehrenamtlichen der Kirche gewesen, andere sehen im barmherzigen Samariter (Lk 10, 30-37) das Urbild christlichen Ehrenamts.

Fest steht: Engagement ist ein wichtiger Teil christlichen Lebens und eine der Wurzeln der Kirche. Mitarbeit in der Kirche begann damit, dass Menschen, die von Jesus bewegt worden waren, ihre Erfahrungen handelnd und erzählend weitergaben. Manchen von ihnen übertrug man in der frühen Kirche besondere Aufgaben: Weil man ihnen vertraute, weil sie besondere Fähigkeiten einbringen konnten und als Auszeichnung.

Nur was nicht ehrenamtlich geleistet werden konnte ...

Als das gemeindliche Gefüge komplexer wurde und die Aufgaben immer mehr Zeit beanspruchten, stellte man Menschen frei und entlohnte sie für die Übernahme bestimmter Tätigkeiten. Erste bezahlte kirchliche Arbeitsplätze entstanden in der Armenhilfe und in der Krankenpflege. Nur was nicht ehrenamtlich geleistet werden konnte, wurde bezahlten Kräften übertragen.

Daraus entwickelte sich im Lauf der Zeit eine berufliche Ämter-Struktur – mit machtvollem Einfluss. Der Klerus des Mittelalters steht uns vor Augen – mit dem Papst an der Spitze.

Allgemeines Priestertum aller Glaubenden

Die Reformatoren um Martin Luther wollten aber zurück zu den Wurzeln und predigten das Allgemeine Priestertum. Sie meinten damit, dass ohne Unterschied alle Glaubenden und Getauften dazu berufen sind, die Botschaft von der Liebe Gottes weiterzusagen und selbst für ihren Glauben einzustehen.

Allerdings ist die Verwirklichung dieser Gleichberechtigung aller Christinnen und Christen in den evangelischen Kirchen noch längst nicht vollzogen. Auch in den protestantischen Kirchen wurde Pastorinnen und Pastoren eine besondere Weihe oder Würdigkeit zugesprochen.

Erst allmählich entwickelt sich eine wirkliche Partnerschaft zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. Viele Ehrenamtliche wollen als mündige Menschen mitentscheiden und mittun. In der Rolle der abhängigen Helfer oder gar Lückenbüßer sehen sie sich jedenfalls nicht.

Wussten Sie ...

...dass der Kindergottesdienst eine Erfindung von Ehrenamtlichen ist?

Ganz normale Männer und Frauen haben zunächst in Sonntagsschulen armen Kindern Lesen und Schreiben beigebracht und dabei biblische Geschichten erzählt. Sie taten das mit großer Begeisterung und es entstand daraus eine Bewegung, die von England und Amerika kommend Hamburg erreichte und sich schließlich über ganz Deutschland ausbreitete.

Ein anderes Beispiel für das Gewicht christlich-ehrenamtlichen Engagements sind die Diakonie-Vereine, die sich im 19. Jahrhundert gründeten, um soziale Missstände zu beheben.

Auch die „Grünen Damen“ oder die Hospizbewegung sind Initiativen, die aus christlichen Motiven handeln. Immer wieder also übernehmen Ehrenamtliche aus Glaubensüberzeugung eine Verpflichtung und dienen so Gott und den Menschen.

Neue Entwicklung seit dem Jahr 2000

Besonders seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich die Entwicklung in den Fragen der Bewertung und Ausgestaltung des Ehrenamts rasant beschleunigt. Im Zentrum stehen jetzt die Chancen und Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement in der Kirche – nicht mehr die Abgrenzung. Eine Kultur der Ermöglichung reift in Kirchengemeinden und Einrichtungen – zaghaft aber stetig. 

Strategien in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers